Die faszinierenden Geheimnisse der Abfallanalyse
Allzu oft dient die Bodenschublade lediglich dazu, das mehr oder weniger starke Auftreten natürlicher Abfälle toter Varroamilben festzustellen. Dabei ist die Schublade der Spiegel des Lebens der unmittelbar darüber befindlichen Kolonie … Nimmt sich der Imker die Zeit, sie regelmäßig zu kontrollieren, liefern die beobachteten Elemente, Abfälle, Fragmente und sonstigen Rückstände wertvolle Hinweise auf die Dynamik und den Gesundheitszustand der Völker. Die Untersuchung der Schublade muss stets mit dem imkerlichen Jahreskalender in Beziehung gesetzt werden: Die Interpretation einer im Sommer kontrollierten Schublade unterscheidet sich deutlich von jener derselben Schublade, die zu Weihnachten geöffnet wird.
Eine Kontrolle der Völker während der Überwinterung ist nicht wünschenswert, auch nicht an einem schönen sonnigen Tag. Die Kolonie, die eine Wintertraube bildet, um Wärmeverluste zu minimieren und den Futterverbrauch zu optimieren, sollte nicht gestört werden.
Bei Störung neigt die Traube dazu, sich aufzulösen. Die Zunahme des Volumens dieser Traube geht mit einer Zunahme ihrer Oberfläche einher, damit mit höheren Wärmeverlusten, sowie mit einem verstärkten Sauerstoffaustausch mit dem Inneren der Traube, was wiederum die Wärmeproduktion und den Brennstoffverbrauch erhöht. Das Öffnen der Beute würde die Kolonie unnötig abkühlen und die Propolisbrücken zerstören, die eine gute Abdichtung gegen Zugluft gewährleisten.
Die Beobachtung am Flugloch liefert nur wenige Informationen, da Bienen unter 8–10°C nur wenig fliegen. Das Flugbrett ermöglicht manchmal, etwas Kondenswasser zu finden, was den Imker beruhigt: Dieses physikalische Phänomen zeigt, dass warme, feuchte Luft (von der Kolonie erzeugt) mit kalter Luft (in der Beute oder nahe am Fluglochgitter) oder mit einem kalten Festkörper in Kontakt kommt, beispielsweise mit der Beutenwand oder der Abdeckplatte.
Die Schätzung des Reservegewichts durch Anheben des hinteren Beutenteils ist bestenfalls subjektiv und erlaubt oft nicht, zu bestätigen, dass in der Beute alles in Ordnung ist …
Es bleibt uns daher die Untersuchung der Bodenschublade. Diese herausnehmbare Vorrichtung unter dem Gitterboden des Brutraums sammelt die von der Kolonie erzeugten Abfälle. Diese passieren das Bodengitter durch die Bewegungen der Arbeiterinnen und fallen auf eine geölte oder ungeölte Einlage, wobei sie Ablagerungen parallel zu den Rähmchen bilden, die mitunter durch Querverstrebungen des Beutenbodens unterbrochen werden.
Die Schublade wird untersucht, nachdem sie 48–72 Stunden unter der Kolonie gelegen hat. Allzu oft dient sie nur dazu, das mehr oder weniger starke Auftreten natürlicher Abfälle toter Varroamilben festzustellen. Dabei ist die Schublade der Spiegel des Lebens der unmittelbar darüber befindlichen Kolonie … Nimmt sich der Imker die Zeit, sie regelmäßig zu kontrollieren, liefern die beobachteten Elemente, Abfälle, Fragmente und sonstigen Rückstände wertvolle Hinweise darauf, was zwischen den Rähmchen des Brutraums geschieht, in dem die Kolonie sitzt. Die Untersuchung der Schublade muss stets mit dem imkerlichen Jahreskalender in Beziehung gesetzt werden: Eine im Sommer kontrollierte Schublade ist ganz anders als dieselbe Schublade, die zu Weihnachten geöffnet wird.
1. Stärke und Position der Kolonie
Die Sichtbarmachung von Schwaden entspricht dem Fall von Abfällen aus den Wabengassen zwischen den Rähmchen. Diese Schwaden erlauben, die Position der Kolonie und ihre Stärke zu bestimmen. Im Winter sitzt die Traube gern nahe an der Beutenwand, die durch Sonneneinstrahlung erwärmt wird, also häufig im Süden. Durch das Zählen der Schwaden lässt sich die Anzahl der Rähmchen bestimmen, zwischen denen sich die Kolonie sammelt, und damit die ungefähre Größe dieser Traube.
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Foto 1 : Die Schwaden ermöglichen, die Position der Kolonie und ihre Stärke zu bestimmen. Eine starke Kolonie hat |
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Die Abfallbänder zeigen das Volumen und die Position der Wintertraube. Mit Annäherung an den Frühling dehnt sich das Brutnest aus. Wenn die Entwicklung der Kolonie dann stagniert oder sogar zurückgeht, wird der Imker die Brut sorgfältig auf eine klare Ursache hin untersuchen. Auch die Kontrolle der Königin ist unerlässlich, um ihr Alter (nachlassende Legeleistung) zu prüfen oder eine mögliche Umweiselung mit anschließender unvollständiger oder fehlender Begattung (unbegattete Königin) zu erkennen.
- Keine Maßnahme erforderlich
- Wenn die Kolonie ungefähr gleich groß bleibt oder kleiner wird, kann dies auf ein Brut- oder Königinnenproblem hindeuten.
2. Aktivität der Arbeiterinnen
Die genauere Betrachtung der in den Schwaden vorhandenen Abfälle liefert wertvolle Hinweise zur Aktivität der Arbeiterinnen. Dunkelbraune Fragmente entsprechen der Entdeckelung von Honigvorräten: Die Kolonie verbraucht Brennstoff, damit das Innere der Traube die Königin, die gegebenenfalls nur sehr wenig entwickelte Brut und die peripheren Schichten des Traubenmantels wärmen kann, deren Temperatur nicht unter 6°C sinken darf. Man erinnert sich: Unter 6°C sind Bienen benommen und sterben schließlich an Kälte.
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Foto 2 : Die dunkelbraunen (älteren) und hellbraunen (neueren) Fragmente entsprechen der Entdeckelung von Honigvorräten. |
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Foto 3 : Weiße Krümel: Die Bienen beginnen, die Winterreserve anzutasten. Kristallisierter Zucker, den die Kolonie wegen Wassermangels nicht aufnehmen konnte, fällt auf das Brett.
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3. Boden schwer zu interpretieren
Dieser Boden ist schwer zu interpretieren, da er über mehrere Tage oder sogar Wochen eingelegt war. Die Abfallablagerungen sind zu dick, um verlässliche Hinweise auf den Gesundheitszustand der Kolonie zu liefern. Die dunkelbraunen Schwaden in der Mitte entsprechen der Entdeckelung alter verdeckelter Vorräte. Die helleren Schwaden entsprechen der Entdeckelung jüngerer Vorräte. Man kann vermuten, dass die Kolonie ihren Platz entsprechend der Lage der Vorräte gewechselt hat, da es unwahrscheinlich ist, dass sie 10 vollständige Waben besetzt (11 Schwaden) … Ein wenig Schimmel am Boden des Fotos weist auf Kondensation über dem Fluglochgitter hin.
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Foto 4 : Eine Schublade, die nicht regelmäßig erneuert wird, ist schwer zu interpretieren. Regel: Schublade max. 1–5 Tage liegen lassen |
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Foto 5&6 : Helle Wachskrümel: Öffnen von verdeckeltem Futter (neue Waben)
Braune Wachskrümel: Kolonie produziert Brut
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4. Art der Nahrung
Die kleinen, durchscheinenden Kristalle, die an kristallisierten Zucker erinnern und süß schmecken, wenn man sie auf die Zunge legt, stammen vom Verbrauch von Sirup/Fondant.
Die weißen Mikrokristalle (unteres Bild), die wie Mehl aussehen und nicht süß schmecken, entsprechen dem Verbrauch von Melezitose oder möglicherweise eines anderen stark kristallisierenden Zuckers, dessen Auflösung viel Energie erfordert (Betonhonig, z.B. Efeuhonig).
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(Foto : S. Imboden, 30. Dezember)
Fotos 7, 8, 8b (S. Imboden, 22. Dezember) : Es ist möglich, die Zuckerart zu bestimmen:
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5. Sirup, Fondant oder Nektar
Ein durchscheinender, ovaler Tropfen entspricht Nektar, der noch nicht zu Honig umgewandelt und daher nicht verdeckelt ist. Diese Tröpfchen können auch Futter-Sirup oder Fondant entsprechen. Sie dürfen nicht mit Kondenswasser verwechselt werden, das mehr oder weniger ausgedehnte Pfützen bildet (siehe Schublade Nr. 10).
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Foto 9 : Ein durchscheinender, ovaler Tropfen entspricht Nektar, der noch nicht zu Honig umgewandelt ist, Futter-Sirup oder Fondant. |
6. Aktivität der Wachsdrüsenbienen
Das Auffinden von Fragmenten durchscheinenden Wachses kennzeichnet die Aktivität der Wachsdrüsenbienen. Der Wabenbau ist also im Gange, und das Kolonievolumen entwickelt sich schrittweise. Das Wachs färbt sich allmählich beige, blassgelb und dann zunehmend dunkelbraun, wenn die Baubienen Speichelsekrete, Pollen und weitere Kohlenwasserstoffbestandteile einarbeiten. Man erinnert sich, dass die Aktivität der Wachsdrüsen je nach Alter der Arbeiterin variiert. Ab dem 12. Tag nach dem Schlupf ist die Wachsproduktion maximal. Ab dem 18. oder 19. Lebenstag nimmt sie ab, bleibt jedoch bis zum Lebensende möglich, wenn Bedarf besteht, z.B. bei Wiederaufnahme der Eiablage im Frühjahr, wenn 6 Tage alte Larven verdeckelt werden müssen.
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Foto 10&11 : Zuckerkrümel (siehe Foto 7) nicht mit Wachskristallen (rote Kreise) verwechseln. |
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Fotos 12, 13 & 13a : Die Bienen wollen bauen. Im Frühjahr ist dies ein Zeichen, dass sich die Kolonie entwickelt.
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7. Pollen als Proteinquelle
Pollen, dem die Bienen Nektar, Drüsensekrete und Milchsäurebakterien zusetzen, wird fermentiert und bildet Bienenbrot. Die Zusammensetzung des Bienenbrots ist insgesamt derjenigen von frischem Pollen ähnlich, jedoch enthält dieser mehr unverzichtbare Verbindungen, Bakterien, Enzyme und Schimmelpilze (Guilliam, 1997). Sein biologischer Wert ist damit höher.
Bienenbrot liefert der Kolonie Proteine, Aminosäuren, Ballaststoffe, Lipide sowie Vitamine und Mineralstoffe. Es hilft, die Ernährung der Bienen auszugleichen und Mangelzustände zu vermeiden (insbesondere an Vitaminen und Mineralstoffen). Eine Kolonie verbraucht pro Jahr zwischen 12 und 40 kg Pollen. Die qualitative Seite der Pollen ist sehr wichtig, da die Vielfalt der in die Beute eingebrachten Proteine entscheidend ist.
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Foto 14 : Pollen auf dem Flugbrett deutet darauf hin, dass die Königin in Eiablage ist |
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Foto 15 : Die Kolonie hat bereits viel Brut produziert und lagert Pollen ein.
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8. Kondenswasser
Wenn die Kolonie Honigvorräte verbraucht und Glukose/Fruktose in Energie umsetzt, verbrauchen die chemischen Reaktionen Sauerstoff (O²) und produzieren Kohlendioxid (CO²) und Wasser. Die Kondensation dieses Wassers bildet mehr oder weniger ausgedehnte Tropfen, die sich mit den Abfällen auf der Schublade vermischen. Kondenswasser bestätigt, dass die Kolonie Wärme produziert, entweder für sich selbst (Traube) oder für die Brutaufzucht. Wenn zudem die Fluglochbeobachtung Polleneintrag zeigt und die Wasserträgerinnen stark aktiv sind, ist sehr wahrscheinlich Brut in Pflege.
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Foto 16 : Wenn die Nächte noch kalt sind, deutet Kondenswasser darauf hin, dass sehr wahrscheinlich Brut gepflegt wird. |
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Foto 17 : Die Kolonie pflegt vermutlich die Brut und benötigt ca. 1 kg Futter pro Woche.
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9. Futtermangel, ausgekühlte Brut oder Wachsmotte
Häutungsreste eingerollter Larven oder Stücke von Puppen weisen darauf hin, dass Futtermangel herrscht (Kannibalismus) oder die Brutfläche im Verhältnis zur Zahl der Ammen zu groß ist (die Brut kühlt aus). Krankheiten oder die Wachsmotte könnten ebenfalls die Ursache dieser Larven oder Puppen sein.
- Sofort prüfen, ob genügend Futter im Volk vorhanden ist. Falls nicht, eine volle Futterwabe nahe beim Brutnest aufsetzen.
- Das Volk einengen, wenn die Brut ausgekühlt ist.
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Fotos 18, 19 : Achtung auf Anzeichen von Futtermangel |
10. Propolis
Gelb-ocker-grün-braun gefärbte Tröpfchen erinnern an Propolistropfen, die zum Abdichten von Rissen/Öffnungen der Beute verwendet werden. Dieses komplexe Material wird von den Bienen aus bestimmten Pflanzenharzen hergestellt, die von Nadelbäumen, aber auch von Knospen mehrerer Erlen-, Weiden-, Birken-, Pflaumen-, Eschen-, Eichen- und Ulmenarten stammen, von Pappeln (die die wichtigste Quelle zu sein scheinen) sowie von Kastanien. Nach der Sammlung fügen die Bienen Wachs und Speichelenzyme hinzu. Propolis wird von der Kolonie auch verwendet, um einen getöteten Eindringling (Spitzmaus/Schwärmer …) einzubalsamieren und dank seiner antiseptischen Eigenschaften eine perfekte Hygiene aufrechtzuerhalten.
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Foto 20 : Propolis ist ein komplexes Material, das von den Bienen aus bestimmten Pflanzenharzen hergestellt wird. Nicht mit den untenstehenden Bienenexkrementen verwechseln |
11. Bienenexkremente
Zeigt die Schublade ein oder zwei ovalförmige, inhomogene, bräunliche Flecken, kann es sich um eine Kotabgabe einer Biene handeln, die wegen ungünstiger Wetterbedingungen Mühe hatte, ihren Reinigungsflug zu machen. Ist das Brett hingegen mit Kot verschmiert, wird der Imker an eine Nosemose denken, eine parasitäre Krankheit der Biene, die durch einen Parasiten aus der Klasse der Fongiden verursacht wird (früher wurde er zu den Protozoen gerechnet). Diese Erkrankung betrifft alle drei Bienenkasten und beruht auf der Vermehrung von Nosema apis oder Nosema ceranae in den Darmzellen. Der Parasit kann im Volk in nicht pathogener Form vorhanden sein (asymptomatischer Befall) oder unter dem Einfluss vor allem begünstigender Ursachen wie Feuchtigkeit, Einsperrung, Überwinterung auf Melezitose … pathogen werden (Erkrankung).
Der Zyklus ist komplex und variiert je nach Umweltbedingungen. Der Parasit kann in zwei Formen vorliegen, die den zwei Hauptphasen seines Zyklus entsprechen:
- Amoeboide Morphologie: vegetative und reproduktive Phase des Parasiten durch Zellteilung in den Darmzellen der Biene.
- Sporenstadium: passive und widerstandsfähige Phase, aber auch Phase der Ausbreitung.
Nach der Aufnahme durch die Biene (Nahrung, Reinigung) keimen die Sporen im Mitteldarm, wo die Umgebung günstig ist. Anschließend dringen sie mithilfe eines Polfadens, der die Migration des infestierenden Materials (Sporoplasma) in die Epithelzelle ermöglicht, in die Zellen der Darmwand ein. Nosema sp. vermehrt sich und wächst. Am Ende dieser Entwicklung degeneriert die infizierte Zelle und wird in der Regel zerstört, wodurch große Mengen an Sporen freigesetzt werden, die andere Zellen erneut infizieren oder mit dem Kot ausgeschieden werden und so zu einer wichtigen Kontaminationsquelle in der Umgebung der Beute werden.
Die Sporen können 5 bis 6 Wochen in Bienenkadavern überdauern, ein Jahr und länger in Exkrementen und 2 bis 4 Monate im Honig.
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Foto 21 : Ist das Brett mit Kot verschmiert, wird der Imker an eine Nosemose denken, eine parasitäre Krankheit der Biene |
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Foto 22&23 : Bienenexkremente (gelb-braun) können ein Zeichen von Krankheit oder Stress sein (z.B. Varroabehandlung). Bienen-Durchfall wird meist durch Dysenterie oder Nosema verursacht. Die Dysenterie ist eine nicht ansteckende Darmerkrankung, die vor allem im Winter auftritt. Probleme der Überwinterung sind die Ursache dieses Durchfalls. Sie wird insbesondere durch Waldhonigvorräte oder durch Stress ausgelöst, etwa durch Luftmangel oder Störung der Winterruhe. Dysenterie, die durch Amöben verursacht wird, ist ansteckend. Nosema ist eine Pilzerkrankung, die durch zwei unterschiedliche Erreger auftreten kann: Nosema apis und Nosema ceranae. Neue Sporen werden über die Exkremente übertragen.
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12. Eier
Wenn einige Eier auf der Schublade sichtbar sind, ist die Königin in Eiablage. Normalerweise gelangt ein am Boden einer Zelle abgelegtes Ei nicht auf die Schublade. Das Vorhandensein vieler Eier könnte auf eine Drohnenbrütigkeit hindeuten (mehrere Eier pro Zelle, von denen einige durch Arbeiterinnen verlagert werden), eventuell auch auf Kannibalismus an offener Brut nach einem Kälteeinbruch … Bei Wiederaufnahme der Eiablage sind die Vorräte eng zu verfolgen, um sicherzustellen, dass der Brennstoff nicht knapp wird. Bei einem möglichen erneuten Kälteeinbruch wird verdeckelte Brut üblicherweise nicht aufgegeben, und die Heizbienen werden alles tun, um eine Temperatur in der Größenordnung von 34–37°C für das Überleben dieser besonders empfindlichen Brut zu halten.
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Foto 24 : Wenn einige Eier auf der Schublade sichtbar sind, ist die Königin in Eiablage. |
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Foto 25 : Das Vorhandensein vieler Eier könnte auf eine Drohnenbrütigkeit hindeuten (mehrere Eier pro Zelle, teilweise von Putzbienen herausgezogen), eventuell auch auf Kannibalismus an offener Brut nach einem Kälteeinbruch … Ein drohnenbrütiges Volk hat keine Zukunft mehr. Es kann nur noch Männchen aufziehen, entweder weil seine Königin die Fähigkeit verloren hat, die von ihr gelegten Eier zu befruchten, oder weil es überhaupt keine Königin mehr gibt und legende Arbeiterinnen übernommen haben.
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13. Fragmente von Zelldeckeln
Fragmente von Zelldeckeln, die wie gelbe/beige Schälchen aussehen, werden festgestellt, wenn Brut zu schlüpfen beginnt. Daraus lässt sich schließen, dass die Königin seit mehr als 3 Wochen in Eiablage ist. Erfahrene Beobachter unterscheiden zwischen Deckeln der Arbeiterinnenbrut (kleiner) und denen der Drohnenbrut (größer).
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Foto 26 : Fragmente von Zelldeckeln werden festgestellt, wenn Brut zu schlüpfen beginnt. |
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Foto 27 : Viele große Deckelfragmente im Frühjahr können anzeigen, dass massenhaft Drohnen schlüpfen und in zwei Wochen geschlechtsreif sein werden. Das wäre dann der Beginn der Schwarmzeit. Es kann aber auch anzeigen, dass das Volk drohnenbrütig ist.
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Foto 27a : Selbst Ende November kann man Deckelfragmente finden (rechte Ecke) |
14. Abfall von Brutdeckeln und Futterzellen
Die Beobachtung von Abfällen, die an grobe Semmelbrösel erinnern, entspricht Brutableckeln, die schlüpfende Bienen mit ihren Mandibeln herausschneiden. Abfälle, die eher feiner Semmelbrösel ähneln, stammen von der Entdeckelung der Futterzellen durch die Lagerbienen.
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Foto 28 : Grobe Deckelabfälle weisen auf das Schlüpfen junger Bienen hin. Feinere Abfälle stammen aus den Zellen der Futtervorräte. |
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Foto 29 : Abfall von Brutdeckeln und/oder aus den Zellen der Futtervorräte.
15. Kalkbrut
Kalkbrut ist eine Pilzerkrankung, die Arbeiterinnen- und Drohnenbrut betrifft. Die Schublade kann auch mit Fragmenten mumifizierter Larven beladen sein. Die Ascosphaerose, auch «Kalk- oder Gipsbrut» genannt, ist eine Infektion der Larven der Honigbiene durch den Pilz Ascosphaera apis. Er gelangt durch die Aufnahme von Sporen in den Wirt, entwickelt sich im Darm und erreicht dann die Larvenhaut, die er mit einem weißen Flaum überzieht; schließlich trocknet die Larve aus, erhält ein mumienartiges Aussehen und zerbröselt mit kreidiger Konsistenz, wobei sie weiß bleibt oder bei Sporulation schwarz wird. Die Krankheit tritt hauptsächlich in schwachen Völkern auf; sie wird durch starke Temperaturabfälle und eine hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt. Sie kann einzelne Völker betreffen oder bei ungünstigen Wetterbedingungen (Kälte, Feuchtigkeit) ganze Stände in Form einer Epidemie. Ein Standort, der regelmäßig und massiv von Kalkbrut betroffen ist, gilt als ungeeignet; die Beuten sollten daher an einen sonnigeren Ort verbracht werden. Starker Befall kann Völker töten.
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Foto 30 : Am frühen Morgen liegen Mumien auf dem Beutenboden und dem Flugbrett, am häufigsten im Frühjahr aufgrund von Kälterückfällen und unzureichender Nährstoffversorgung. Aufgrund der Temperatur sind häufig die am Rand liegenden Waben am stärksten betroffen. |
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Foto 31&32 : Die Mumien verfärben sich entsprechend der Entwicklung des Pilzes. Zunächst weiß, werden sie grau, dann schwarz, wenn die Fäden Sporophoren bilden. Bei starkem Befall:
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16. Eindringling: Varroa destructor
Das Vorhandensein eines solchen Teppichs toter Varroamilben unter dem Volk ist mit einer möglichen Behandlung mit AS oder OS zu korrelieren, die der Imker gerade verabreicht hat … Ist dieser Fall «natürlich» (mit einem Abstand von mehr als 15 Tagen nach einer Behandlung), hat das Volk nur geringe Überlebenschancen, es sei denn, eine kurzfristige Notbehandlung mit OS erfolgt, nachdem die Brut vollständig entfernt wurde.
Zur Fortpflanzung begibt sich das begattete Varroaweibchen in eine Zelle, die kurz vor der Verdeckelung steht. Die Gründerin beginnt zwischen 60 und 70 Stunden nach der Verdeckelung zu legen, mit einem Ei alle 30 Stunden, zunächst ein Männchen und dann die Weibchen. Nach Erreichen der Geschlechtsreife befruchtet der Bruder seine Schwestern, ebenfalls sobald sie geschlechtsreif sind. Die Gründerin legt so bis zu 5 Eier in Arbeiterinnenbrut und bis zu 6 Eier in Drohnenbrut. Beim Schlupf der parasitierten Arbeiterin verlassen die Gründerin + 2–3 begattete Varroaweibchen die Zelle. Beim Schlupf des parasitierten Drohns verlassen die Gründerin + 4–5 begattete Varroaweibchen die Zelle. Das Varroamännchen, das deutlich heller gefärbt ist als das Weibchen, stirbt nach den Paarungen und verlässt die Zelle daher nicht lebend. Geschlechtsreife, aber unbegattete Weibchen können keine Nachkommen hervorbringen.
25% der Varroen finden sich in den unmittelbaren natürlichen Abfällen nach dem Schlupf der Imago (unreife Formen, unbegattete, Ausputzen, etc.). Ein begattetes Varroaweibchen kann mehrere Zyklen durchlaufen; im Verlauf seines Lebens bringt ein begattetes Varroaweibchen im Durchschnitt 2–6 begattete Varroaweibchen hervor. Unter optimalen Bedingungen (kein Zusammenbruch/keine Brutpause/kein Schwärmen) verdoppelt sich die Varroapopulation alle 20–30 Tage.
Die adulte Varroa hat die Form eines kleinen, ovalen Näpfchens, rotorange, dorsal glänzend und ventral matt. Bei genauer Betrachtung erkennt man ihre Beine, die oft über den Rand ihres Panzers hinausragen. Die sorgfältige Untersuchung der Schublade ermöglicht es, hellere, teils weißliche unreife Formen zu erkennen, die sexuell unreifen, also unbegatteten Milben entsprechen und den Schlupf der jungen Biene nicht überleben.
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Foto 33 : 25% der Varroen finden sich in den unmittelbaren natürlichen Abfällen nach dem Schlupf der Imago. |
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Foto 34 : Grenzwerte des natürlichen Varroafalls und geeignete Maßnahmen :
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17. Eindringling: Maus
Das Vorhandensein zahlreicher Fragmente von Beinen/Flügeln von Bienen und von schwarzlichen, etwas länglichen, aber nicht gerippten Kotfragmenten lässt auf eine Maus schließen, die sich zum Überwintern im warmen Beutenboden eingerichtet hat. Sie baut dort ihr Nest, und man findet grobe Holz-/Strohfragmente auf der Schublade …
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Foto 35 : Das Vorhandensein zahlreicher Fragmente von Beinen/Flügeln von Bienen und von schwarzlichen, etwas länglichen, aber nicht gerippten Kotfragmenten lässt auf eine Maus schließen. |
Foto 36 : Mäusekot kann auch heller aussehen. |
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Foto 37 : Die Abfallbänder zeigen Bedeutung und Ort des Wintersitzes. Mit Annäherung an den Frühling dehnt sich die Brut aus.
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Foto 38 : Die Spitzmaus ist sehr klein und kann durch kleine Öffnungen eindringen. |
18. Eindringling: Wachsmotte
Das Auffinden schwarzer, mehr oder weniger rechteckiger und gerippter Abfälle stammt von der Larve der Wachsmotte. Während sich der erwachsene Falter nicht ernährt, gilt dies keineswegs für die Raupe, deren Gefräßigkeit den Biologen beeindruckt. Mit ihren scharfen Mandibeln frisst die Larve alles, was ihr in die Quere kommt: Rückstände am Boden der Brutzellen, Pollen, Wachs, Honig, Larven, Holz, Polystyrol von Begattungskästchen …
Das schnelle Wachstum der Raupe ermöglicht es ihr, innerhalb weniger Tage mehrere cm zu erreichen, indem sie in den ersten 10 Tagen nach dem Schlupf täglich ihr Gewicht verdoppelt!
Diese unglaubliche Wachstumsgeschwindigkeit erklärt, dass die Wachsmotte in 10 bis 15 Tagen sämtliche Waben eines geschwächten Volkes vernichten kann.
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Fotos 39, 39a, 39b : Ein Befall durch Wachsmotten lässt sich leicht an den schwarzen Ausscheidungen erkennen, die man auf der Schublade findet. |
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Foto 41 : Zudem weist die Beobachtung mehrerer entdeckelter Zellen, die von einem Wulst umgeben sind (Kahlbrut) und/oder linear aneinandergrenzen (Röhrenbrut), auf das Vorhandensein eines in die Tiefe gegrabenen Gangs der Wachsmotte hin. Futterwaben zwei Tage lang bei -18°C einfrieren und anschließend in dicht schließenden Kisten lagern Waben mit Gespinsten sofort einschmelzen oder zerstören Essigsäure 60–80% tötet insbesondere Eier und Falter der Wachsmotte |
19. Gäste: Pseudoskorpione (Ellingsenius indicus)
Eine sorgfältige Untersuchung der Schublade ermöglicht manchmal, ungewöhnliche Gäste der Beute zu entdecken. Biologen stellten 1930 das Vorkommen kleiner Arthropoden fest, die im Inneren von Beuten leben und sich von verschiedensten Abfällen ernähren (tote Bienen, kranke Brut, Mottenlarven, etc.). Arthropoden sind wirbellose Tiere mit einem festen (chitinösen) Außenskelett, deren Körper segmentiert ist und deren Gliedmaßen oder Anhänge aus Gelenkelementen bestehen, die ihnen eine große Beweglichkeit verleihen. Der nicht dehnbare Panzer wird während des Wachstums des Tieres regelmäßig durch aufeinanderfolgende Häutungen ersetzt.
Ellingsenius indicus ist einer dieser Pseudoskorpione, gehört zu den Spinnentieren und besitzt daher 4 Beinpaare. Er hat ein Paar Scheren, aber keinen Stachel, und ist etwa 6–8 mm lang. Er lebt in Asien und koexistiert eng mit der lokalen Biene Apis cerana. Ellingsenius indicus frisst bevorzugt Varroen, die er mit seinen Scheren immobilisiert, seine Mandibeln (Cheliceren) unter den Chitinpanzer schiebt und das Innere des Milbenkörpers aussaugt, nachdem er einen verflüssigenden Saft injiziert hat. Dieser Pseudoskorpion ist für die Biene A. cerana völlig harmlos; sie akzeptiert sogar, ihn am Thorax befestigt von einem Ende der Beute zum anderen zu tragen. Er trägt zur Aufrechterhaltung eines niedrigen Befallsniveaus bei, indem er mehrere Dutzend Varroen pro Tag frisst.
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Foto 43 : Der Pseudoskorpion ist ein äußerst seltener Gast. Er kann die Varroa nicht in Schach halten, aber freuen Sie sich trotzdem über seine Anwesenheit. |
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Foto 44 : Ellingsenius indicus frisst bevorzugt Varroen (4–6 Varroen pro Tag), indem er sie mit seinen Scheren immobilisiert.
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20. Gäste: Ameisen
Ameisen stehen den Bienen nicht nur in der Insektenklassifikation (Ordnung der Hautflügler) nahe, sondern in vielerlei Hinsicht auch in ihrer sozialen Organisation und Kommunikationsweise. Sie profitieren von der Wärme der Beute, stibitzen Reste süßer Substanzen (Honig, Nektar, Gelée royale) oder ernähren sich von Abfällen und Kadavern ihrer Cousinen, die sie tolerieren.
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Foto 45 : Ein Volk in bester Verfassung hat von Ameisen nichts zu befürchten.
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21. Gäste: Pollenmilben
Mitunter kann man winzige ovalförmige Organismen beobachten, deutlich kleiner als Varroen, weißlich gefärbt, mit mehreren Beinen (8), die sehr schnell über die von Pollen-/Wachsresten bedeckte Schublade laufen. Es handelt sich um Pollenmilben, die für die Bienen völlig harmlos sind und in den Abfällen der Kolonie leben, wie echte Müllwerker. Das Foto unten ermöglicht, die Größe dieser Milben im Vergleich zur rot umrandeten Varroa direkt neben der Pollenkugel zu vergleichen. Man bemerkt nebenbei zwei unreife Varroen von beigefarbener Färbung, die blau umrandete zeigt die dorsale Seite und die andere, gelb umrandete, die ventrale Seite …
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Fotos 46, 47 & 46a: Pollenmilben sind für Bienen völlig harmlos und leben in den Abfällen der Kolonie. |
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22. Räuberei
Das Auffinden zahlreicher Fragmente von Flügeln, Beinen usw. lässt auf Räuberei bei einem schwachen, kranken und/oder weisellosen Volk schließen, ausgelöst durch das Eindringen eines unerwünschten Gastes in die Beute (Bienen, Wespen, Spitzmaus …).




















































