Bienenwachs – ein sehr wertvolles Gut
Im vergangenen Jahr haben die Veröffentlichungen spezialisierter Fachartikel über Kontaminationen und Verfälschungen von Bienenwachs die Imkerschaft aufgerüttelt. Bei den Imkerinnen und Imkern hat ein Bewusstsein für die Bedeutung des Zustands des Wachses eingesetzt: Tatsächlich hängen sowohl die Qualität unserer Produkte als auch – selbstverständlich – die Gesundheit unserer Völker davon ab (1).
Ein wenig Geschichte
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die erste Beute mit beweglichen Rähmchen vom Polen Jan Dzierżon erfunden, der deshalb bis heute als der «Vater der modernen Imkerei» gilt. Im selben Jahrhundert fertigte ein deutscher Schreiner die erste Holzform an, indem er sich an der Größe der Zelle einer Arbeiterin orientierte (Drohnen galten damals als wenig nützlich!). Damit wurde die imkerliche Praxis durch den Einsatz der ersten künstlichen Waben revolutioniert. Beuten mit beweglichen Rähmchen, die mit Mittelwänden bestückt waren, ermöglichten es dem Imker fortan, Honig zu ernten, ohne das Nest seiner Bienen zu zerstören – mithilfe der Zentrifuge, die ungefähr zur gleichen Zeit entwickelt wurde.
Bienenwachs, bis dahin vor allem ein Rohstoff zur Herstellung von Kerzen zur Beleuchtung von Tempeln, Kirchen und herrschaftlichen Häusern, entwickelte sich von einem Nebenprodukt zu einem wichtigen recyclingfähigen Produkt: der Mittelwand2.
Die Vorzüge des Wachses
| Die Bienen produzieren das Wachs mithilfe ihrer vier Paare von Wachsdrüsen am Hinterleib. Wachs ist leicht formbar und leichtgewichtig. Dennoch ermöglicht es den Bienen, stabile Konstruktionen zu errichten. Ein Volk mittlerer Größe muss ca. 1'200 Gramm Wachs produzieren, um sein Nest zu bauen. Die so errichteten rund 100'000 Zellen beherbergen Bienenbrot und Honigvorräte sowie selbstverständlich Eier, Larven und Puppen der heranwachsenden Bienen3. |
Ein weiterer Vorteil des Wachses: Der Imker kann es leicht ernten und recyceln. Das Recycling kann jedoch gewisse Risiken bergen: Die Übertragung von Krankheiten, wie zum Beispiel Faulbrut, ist über Wachs möglich, kann jedoch ausgeschlossen werden, wenn dieses vor der Herstellung von Mittelwänden mindestens 30 Minuten bei 121 °C erhitzt wird. Dieses Verfahren, das von Ihrem vertrauenswürdigen Wachshändler durchgeführt wird, eliminiert jedoch gewisse chemisch-synthetische Rückstände nicht. Wirkstoffe wie Flumethrin und Coumaphos, die in vom SSA und CRA nicht empfohlenen imkerlichen Präparaten enthalten sind (Bayvarol, CheckMite+ und Perizin), ebenso wie Rückstände aus verschiedenen Pflanzenschutzmitteln, können auf diese Weise nicht entfernt werden. Im Gegenteil: Sie reichern sich im Laufe der Zeit im Wachs an und werden ab einer bestimmten Konzentration für die Völker toxisch.
Das Zentrum für Bienenforschung überwacht die Qualität des Schweizer Wachses regelmäßig mittels eines Monitorings bei allen Wachsverarbeitungsbetrieben. Diese Überwachung gibt einen Überblick über die Rückstandsbelastung und zeigt auf, welche chemischen Produkte in der Schweizer Imkerei eingesetzt werden. Die imkerliche Praxis ist entscheidend, um die Qualität des Wachses zu gewährleisten bzw. zu erhalten!
Was können Sie aktiv dazu beitragen?
Als verantwortungsbewusster Imker achten Sie auf Hygiene und erneuern jedes Jahr mindestens ein Drittel der Brut- und Honigraumrähmchen. Dadurch beseitigen Sie mögliche Krankheitserreger und ermöglichen Ihren Völkern zugleich, gesunde Bienen von normaler Größe aufzuziehen. Alte Rähmchen sollten so rasch wie möglich eingeschmolzen oder entsorgt werden, um einen Befall durch die Wachsmotte zu vermeiden. Diese gute imkerliche Praxis trägt zudem dazu bei, die Ausbreitung des Kleinen Beutenkäfers bei dessen Auftreten in der Schweiz einzudämmen.
Zur Bekämpfung der Varroa sollten ausschließlich zugelassene Ameisen- und Oxalsäuren verwendet werden, da sich diese Produkte nicht im Wachs anreichern.
| Um eine mögliche Rückstandsbelastung durch Verdünnung zu reduzieren, empfehlen wir, Entdeckelungswachs, Drohnenrahmen und Naturbau zu sammeln und einzuschmelzen. Dieses neue Wachs wird mit dem aus Honig- und Brutwaben gewonnenen Wachs vermischt (letzteres nur, wenn es nicht mit chemisch-synthetischen Varroabekämpfungsmitteln in Kontakt gekommen ist) und zu einem vertrauenswürdigen Wachshändler gebracht, der daraus Mittelwände herstellt. |
Wenn die Anzahl Ihrer Völker keinen raschen Zugang zu eigenem Wachs erlaubt (zu geringe Menge für die Abgabe an einen Wachshändler), schließen Sie sich mit befreundeten Imkern in derselben Situation zusammen.
Wir empfehlen Ihnen, auf den Kauf von billigem Wachs zu verzichten, unabhängig von dessen Herkunft. Es könnte unerwünschte Substanzen enthalten (Rückstände von Akariziden und/oder Pflanzenschutzmitteln und/oder Stearin und/oder Paraffin) und sich nachteilig auf die Gesundheit Ihrer Völker auswirken!
► Für weitere Informationen zur Wachsproblematik konsultieren Sie die Merkblätter von apiservice.ch:
2.6. Wachsmotte
4.1. Hygiene
4.4. Erneuerung der Rähmchen
4.4.1. Rähmchen einschmelzen
Quellen:
1 Verfälschungen und Kontaminationen von Bienenwachs, R. Ritter
2 Bienenwachs: Gewinnung / Verarbeitung / Produkte; Armin Spürgin, Ulmer-Verlag
3 Die erstaunliche Biene; Jürgen Tautz, Edition de Boeck


